Unfallstatistik: Ursachen von Verkehrsunfällen immer häufiger ungeklärt
Immer häufiger können Verkehrsunfälle nicht aufgeklärt werden. Statt falschem Abbiegen, verbotenem Überholen oder Alkoholeinfluss am Steuer liest man in den Polizeiberichten regelmäßig von „Unfällen aus ungeklärter Ursache“. Experten sehen die Gefahr vor allem in der technischen Ablenkung im Wagen und dem Einfluss von Medikamenten.
Immer mehr Ablenkung im Inneren des Autos
Wenn ein Wagen auf freier Straße und bei guten Witterungsverhältnissen scheinbar grundlos auf die Gegenfahrbahn gerät und so einen tödlichen Unfall verursacht, ist das Rätseln um die Ursache groß. Doch genau solche Fälle häufen sich in den letzten Jahren: Fast 20 Prozent der Verkehrsunfälle wurden 2013 als „ungeklärt“ verzeichnet – seit 2008 eine Steigerung von mehr als 55 Prozent.
Ablenkung als Unfallursache
Gründe für die ungeklärten Unfälle sehen Experten vor allem in den Ablenkungen, die unsere Zeit mit sich bringt: Die Neigung der Menschen, nebenbei schnell noch eine Nachricht über das Handy zu schreiben oder auf die Facebook-Timeline zu klicken, ist erschreckend. Dabei reicht schon ein einfacher Blick zur Seite oder auf die Hand mit dem Smartphone, um einen drastischen Unfall zu verursachen. Es sind eben diese minimalen Ablenkungen, die am Ende nicht nur den Fahrer selbst, sondern alle Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen.
In Deutschland „ungeklärt“, in anderen Ländern „abgelenkt“
Auffällig dabei ist jedoch: Nur in Deutschland der ungeklärten Unfälle so enorm hoch. In anderen Ländern, in denen Begriffe wie „Unaufmerksamkeit“ oder „Ablenkung“ Anwendung in der Unfallstatistik finden, lassen sich die meisten Verkehrsunfälle auch aufklären. In Österreich beispielweise werden rund zwölf Prozent der Unfälle durch Unaufmerksamkeit verursacht, ebenso gehen in den USA, Neuseeland und der Schweiz zwischen zwölf und 27 Prozent der schweren bis tödlichen Unfälle auf das Konto abgelenkter Fahrer. Lediglich in Deutschland gibt es eine solche Kategorisierung nicht und die Unfälle werden als „ungeklärt“ behandelt.
Auch Medikamente werden unterschätzt
Neben den technischen Ablenkungen im Inneren des Wagens ist auch die Vielzahl an Medikamenten, die in der heutigen Zeit eingenommen wird, eine große Gefahr für alle Teilnehmer im Verkehr. Besonders Antidepressiva neigen dazu, die Konzentration des Fahrers zu stören. Die Einnahme von einem solchen Medikament kann also eine ähnliche Wirkung wie die Einnahme von Drogen oder Alkohol haben – ist aber tatsächlich weitaus flächendeckender vorhanden.
Warnhinweise werden ignoriert
Von über 50.000 in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln hat rund ein Fünftel Wirkungen und Nebenwirkungen, die das Reaktions- und Wahrnehmungsvermögen vermindern. Dabei informieren sowohl die Ärzte, als auch die Beilagen der Verpackung umfangreich über die Auswirkungen, die ein Medikament auf die Fahrtüchtigkeit des Fahrers haben kann. Das Problem ist hier leider wieder der Faktor Mensch. Die meisten Fahrer wissen zwar von den Nebenwirkungen, ignorieren sie aber und setzen sich trotzdem hinter das Steuer.
Es gibt also immer mehr Probleme im Umgang mit Technik und Medikamenten. Auch der allgemeine Stress und Termindruck unserer Gesellschaft spielen eine wichtige Rolle. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es entsprechende Verbote im Straßenverkehr geben wird.
Titelbild: © Monkey Business